Donnerstag, 20. Dezember 2007

Vive la Greve

"I don't understand how this country works" sagt mein britischer Kollege Aufgrund des Volkssports der Franzosen. Noch vor Rugby und Fußball steht an erster Stelle der Greve.

Eigentlich wollten wir einen Cafe trinken, die Sonne und den Nachmittag in französischer Gemütlichkeit verbringen. Doch wie selbstverständlich werde ich von meinen französischen Bekannten zum Greve Eingeladen: "Fängt so gegen 16.00 Uhr an."



Eine Kleinstadtdemo, an einem sonnigen Sonntagnachmittag läutet die Streikwoche ein.






Zunächst gibt es Bier, Bratwürstchen und Tee. Aus den Lautsprechern des kleinen Versorgungswagens plätschert fröhlich eine alte Offspringplatte.
Die Demonstranten sammeln sich und jeder zweite verteilt Flugblätter. Nach dem ausgiebigen Studium des ersten, das neben dem Rücktritt Sarkozys, eine Umverteilung aller Privatvermögen über 500000€ fordert, muss ich kapitulieren, da die Flugblattdesigner auf Plakativität keinen Wert gelegt haben.
Immerhin ist der Enkel von Karl Marx gekommen, wusste gar nicht, dass der in Frankreich lebt.


In gemütlichem Tempo marschieren wir mit gut 1.5 Stunden Verspätung los. Nach drei Würstchen und zwei Bier hat das nicht mehr viel von dem Sturm auf die Bastille.



"Warum ich demonstriere" antwortet der große Franzose auf meine Frage, "na, man muss seine Meinung doch irgendwie äußern und außerdem treffe ich hier Leute die ich sonst das ganze Jahr über kaum sehe."



"Sarko, Sarko, est comme le Gestapo"





"Ob sein Anzug nicht etwas zu schick sei." Nein überhaupt nicht, schließlich sei er auch nur Angestellter und von dem neuen Rentengesetz ebenso betroffen wie die Busfahrer, Lehrer und Lokführer. Er grinst "außerdem habe ich anschließend noch einen Termin."



Warum gehören eigentlich diese Magnesiumkerzen zu einer Demonstration? "Das ist das Feuer, das wir machen können, um das ganze Bordell abzufackeln, wenn sich nix ändert."



Die Jungs aus dem Maghreb interessiert das nicht, das ist wohl der Kulturelle Unterschied.

Nach der Demo waren die Cafes der Stadt voll und die Stimmung sehr ausgelassen.

Keine Kommentare: